Das klingt hart, aber so ist es, das Segeln: Entweder macht jeder mit - zieht, ruft, agiert - oder es geht etwas schief. Aber natürlich, oder besser gesagt hoffentlich, nicht bis zum Sarg. Teamwork und Spass werden hier ganz gross geschrieben. Und einer, der nicht genug vom Segeln bekommt, ist der Einheimische Claudio Pittin.
Im kleinen idyllischen Bergdörfchen Maloja aufgewachsen, geniesst Claudio seit jeher die Sommertage auf dem eigenen Familienbetrieb, Campingplatz Maloja Plan Curtinac, direkt am Silsersee (1‘797 m ü. M.). Blondbraune Locken, blaue Augen, ein ruhiges Gemüt und immer etwas am Werkeln, so die Kurzbeschreibung zu Claudio. Einst war eine Segelschule vor Ort und das war auch der Beweggrund, warum Claudio bereits mit 14 Jahren in einem Segelboot sass. Heute, dem Campingplatz immer noch treu, ist das Segeln mit der Libera sein leidenschaftliches Hobby.
So ein Tag, der das Adrenalin herauskitzelt, an dem der legendäre Malojawind alles gibt und auf dem Wasser kleine weisse Schaumkronen herbeizaubert. Dann ist es soweit. Claudio trommelt seine Kollegen zusammen. Das geht dann zackig, denn wenn es windet, dann kribbelt es bei den Seglern so richtig unter den Fingern. Ein verschmitztes Lächeln huscht über Claudios Gesicht. Jawohl, Gruppe beisammen. Zu fünft rudern sie zum Segelboot hinaus. Es folgt eine kurze Lagebesprechung, dann heisst es Segel setzen, Trapezhosen festziehen, Leinen losbinden und los geht’s. Claudio schwärmt: „Die Faszination des Segelns ist für mich das Zusammenspiel der Elemente. Angetrieben nur vom Wind, gleitet das sieben Meter lange Boot über das Wasser. Ausser einer zusätzlichen Portion Muskelkraft unsererseits braucht es sonst nichts.“ Eingehängt im Trapez gleitet die ganze Mannschaft über den tiefblauen Silsersee, umringt von den majestätischen Bergen – das ist es einfach. Das Glücksgefühl. Das Engadin.
Claudio grinst, ach, das sei keine Seltenheit. Wenn man zum Beispiel aus Unachtsamkeit einen Fehltritt macht oder beim Einhaken den Trapezbügel verfehlt und sich ins Leere hineinhängt. Platsch. “Oder das Boot beschleunigt abrupt und wirft den Steuermann von Board, dann segelt die Crew ohne Captain weiter.“ Alles kein Problem, bis jetzt haben sie Jede und Jeden wieder aus dem kühlen Wasser herausgefischt. Auch wenn das Segelboot kentert, sei das nicht so schlimm. Die Crew weiss mittlerweile, was sie machen muss. Nach 10 Minuten steht das Boot wieder und weiter geht’s. Claudio gibt zu: „Wir gehen gerne an unsere Grenzen. Und manchmal gerne auch ein bisschen darüber hinaus …“ und ergänzt “Teamkollege Holte ruft in solchen Situationen immer unser Motto: Sieg oder Sarg!“, dann lachen alle und sammeln die über Board gefallenen Gegenstände wieder ein.
An besonders schönen Tagen finden sich bis zu sechs Segelboote und eine Handvoll Windsurfer auf dem Silsersee. Man kenne sich und grüsse sich, wenn man sich kreuze, erzählt Claudio. Mit dem Segelboot aus dem Alltag ausbrechen und unvergessliche Momente mit Freunden erleben tue richtig gut, meint Claudio, es lüfte einem den Kopf. Wer nun denkt, dass sie nach dem Segeln gemütlich mit einem Bierchen in der weichen Wiese liegen, täuscht sich: Es geht direkt weiter zur Arbeit, um die Stunden für den jeweiligen Tag wieder wettzumachen. Das aber mit einem zufriedenen Geist, sonnengebräuntem Gesicht und einer Portion Ausgeglichenheit. Ahoi.