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Die Arve in der Wurst

Arven spezialität

Heuberger
In der Metzgerei Heuberger in St.Moritz wird die Arve in die Wurst gestossen. Zumindest derjenige Teil, der nach den Engadiner Wäldern duftet, nach weiter, wilder Natur und nach Heimat.

Er sitzt zwischen den Riesen im Wald God Ruinas, gleich oberhalb von St.Moritz. Zwischen Lärchen, Fichten, Arven. Eine der Letzteren liegt vor ihm auf dem Boden, von der Natur aus der Erde gerissen. Der Herbst hat bereits einige Nadeln braun gefärbt. Kein idealer Zeitpunkt. Normalerweise macht sich Roland im Frühjahr auf, wenn die Arvenbäume noch frisch und satt grün sind. Wenn der Regen vom letzten Tag noch in der Luft liegt, während die Sonnenstrahlen mit aller Kraft versuchen, die winzigen Tropfen von den Zweigen aufzulösen. Dann würde er, während die Vögel rundherum ihre Gesänge kundgeben, in seine eigene Welt abtauchen. Würde durch seine Kopfhörer Phil Collins hören, oder vielleicht mal AC/DC, um Kindheitserinnerungen zu wecken, und Zweig um Zweig von der gefallenen Arve schneiden. Heute aber braucht es mehr Fingerspitzengefühl und Geduld, um die grünen Nadeln zu erwischen, die eine nach der anderen in die Papiertüte zwischen seinen Knien fallen. Wüsste man es nicht besser, würde man Roland vielleicht für verrückt halten.

Eigentlich ist Roland Heuberger Metzger, schon seit immer. Sein Grossvater übernahm 1946 die Metzgerei und Trocknerei in St.Moritz, die seit 1906 Bündnerfleisch herstellt. Zu jener Zeit war sie die grösste Trocknerei im Kanton Graubünden. Seit Grossvaters Übernahme ist der Betrieb in der Familie Heuberger geblieben. Roland schwirrte schon früh durch die Metzgerei, half mit anpacken, auch wenn er manchmal lieber Fussball gespielt hätte. Um sein Taschengeld aufzubessern, waren aber Vakuumieren und Würste aufhängen gar nicht mal so schlecht und schon fast einbisschen stolz war er, wenn er am Markt den Grill bedienen durfte. Metzger wollte er werden, das wusste er schon früh. Die Lehre absolvierte er später in Davos und arbeitete dann in St.Gallen, wo er auch seine künftige Frau Anita kennenlernte. Zurück ins Engadin wollte er eigentlich nicht, vielmehr wollte er die Welt bereisen, wollte bei Anitas Onkel in Kanada arbeiten. Die Zukunft aber wollte etwas anderes.

Als eines Tages ein Telefonat von seinem Vater kam, dass dieser zu wenig Leute im St.Moritzer Betrieb habe, brauchte Roland nicht lange zu überlegen. Zwanzig Jahre alt war er damals. So alt wie sein jüngster Sohn David heute. Von einem Tag auf den anderen war er zuständig für die Ausbeinlerei der Metzgerei; mit den fünf Metzgern, alle zwischen sechzig und fünfundsechzig, kein einfaches Unterfangen. Eine allzu schlechte Erfahrung jedoch kann es nicht gewesen sein, denn Roland blieb. Heute führen er und seine zwei Geschwister den Betrieb. Während Roland für die Produktion und den Laden verantwortlich ist, kümmert sich sein Bruder Erich um die Hotellerie, die Lieferungen und den Einkauf und seine Schwester Marianne um die Administration zusammen mit Rolands Frau.

Die Arve in der Wurst - eine lokale Spezialität
Die Arve in der Wurst - eine lokale Spezialität

Minipic in hoher Qualität

Dass Roland nun mitten im Wald sitzt und Nadeln einsammelt, dafür ist sein Sohn David verantwortlich. Er, der später in die Fussstapfen seines Vaters, Grossvaters und Urgrossvaters treten möchte.
Vor zwei Jahren sass David aber noch in den Schulbänken der Handelsmittelschule Chur und zerbrach sich mit seinen Mitschülern den Kopf, was für ein Miniunternehmen sie für das Abschlussjahr gründen wollten. Am Küchentisch der siebenköpfigen Familie Heuberger kam dann die zündende Idee: Salsize mit Arven- und Hanfgeschmack. Das war der Anfang der Unternehmensgeschichte «Salzin Engiadinais».

Vorerst aber zurück zu den Salsizen, die eher untypisch in ihrer Form, nämlich als eine Art Minipics, hergestellt werden sollten, fürs einfache Picknick unterwegs, lediglich mit einem höheren Qualitätsanspruch als das bekannte Vorbild. Begeistert von der Idee unterstützte Roland seinen Sohn mit seinem Wissen, der Infrastruktur und den nötigen Utensilien. Er würde es nie zugeben, zu bescheiden ist er, aber ohne ihn wäre das ganze Projekt wohl spätestens bei der Umsetzung gescheitert. Denn es waren noch einige Stunden der Tüftelei und viele Handgriffe nötig, bis das Produkt über den Ladentisch gehen konnte.

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"Hält alles zusammen: Roland Heuberger verwendet einen Schafdarm (hier in Salzlake eingelegt) für die Arvensalsize, weil er feiner ist als beispielsweise ein Rinderdarm, der Cervelats umschliesst."
"Roland Heuberger wusste schon früh, dass er Metzger werden wollte, und zeigt mit viel Stolz, dass es ein schönes Metier ist. "
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Erfolg auf ganzer Linie

Während beim Hanfsalsiz schnell klar war, dass sie mit gerösteten Hanfnüsschen produziert werden müssen, brauchte es für die Arvenvariante einige Anläufe. Auch hier wurde zuerst mit Nüssen herumprobiert, doch der Geschmack überzeugte nicht. Auch die Arvenessenz musste zurück in den Experimentierkasten, denn sie vermischte sich schlecht mit dem Fleisch, so dass einige Stellen überhaupt nicht nach Arve, andere jedoch zu stark nach dem ätherischen Öl schmeckten. Erst mit den Arvennadeln kam der erhoffte Erfolg: Die Wurst war würzig und zerging beinahe auf der Zunge wie ein Stück zartes Rindsfilet. Und wer auf ein zerkleinertes Nadelstückchen biess, hatte den unverkennbaren Duft der Arve im Gaumen.

Nicht nur Roland war begeistert von der Errungenschaft, auch die Kundschaft. Die Schüler verkauften gut, so gut, dass sie sich am Schluss des Projekts gar inen Gewinn auszahlen konnten. Und hier käme die Geschichte eigentlich zu einem Ende, denn das Miniunternehmen wurde nach einem Jahr wieder aufgelöst. Doch weil die Salsize so gut ankamen und weil Roland es mag, nebst all den bewährten und traditionellen Rezepten auch mal neue, vielleicht gar verrückte Ideen auszuprobieren, wollte er sie weiterproduzieren. Das Miniunternehmen gab ihm die Rechte dafür und die Geschichte nahm ihren Lauf. Im letzten Sommer gingen gar 1500 Paare pro Monat über den Ladentisch, eine unglaubliche Zahl für eine so kleine Wurst.

Kontakt:

Metzgerei Heuberger
Via da l'Alp 1
7500 St. Moritz
T 41 81 830 05 05
heubstm@bluewin.ch

Metzgerei Heuberger

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Von der Arve gekitzelt

Nun sitzt Roland also öfters mal im Wald, für mehrere Stunden. Manchmal auch zusammen mit seiner Frau. Schneidet die Nadeln von den Ästen. Um sie anschliessend zu waschen und in seiner alten Küchenmaschine zu hacken, zu trocknen und einzufrieren. Während der Mixer die Nadeln zerkleinert, wirbelt der Duft von Arve durch die kühlen und sterilen Räume der Fleischverarbeitung. Die Nadeln kommen später zusammen mit dem Fleisch, Kochsalz, Traubenzucker und Gewürzen in den Schafdarm. Die fast fertigen Würste werden dann vier Tage in der kalten Rauchkammer gelagert, kurz geräuchert und eine Woche lang getrocknet. Jetzt bedient er aber noch die Schere. Und während die Nadeln mit einem leisen Rascheln in die Papiertüte fallen, fängt er an, von einer Arven-Siedwurst zu erzählen, seinem nächsten Projekt. Ob er für sie dann noch ein paar Stunden mehr im Wald verbringen wird, bleibt offen. Gerne tun würde er es aber bestimmt.

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