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Dem Himmel so nah

Peter Käch

Muottas Muragl
Die Vogelperspektive lässt Landschaften und Alltagssorgen kleiner werden. Gross ist hingegen die Freiheit.

Ein Vogel mit beachtlicher Spannweite zieht ruhige Kreise in der Luft. Ob Steinadler oder Bartgeier ist auf die Distanz nicht zu erkennen. Erkennbar macht er jedoch die unsichtbare Säule an warmer Luft, von der er sich in die Höhe tragen lässt. Nur ein paar Schritte und wir tun es ihm gleich, in die Luft gehoben von einem bunten Schirm aus Nylon, extra reissfest gewebt. 13 Meter Spannweite, 42 Quadratmeter Fläche. Souverän steuert der Pilot Peter Käch den Gleitschirm in den Aufwind und mit jedem Kreis, den er fliegt, rückt der Himmel ein Stück näher. Aus der Vogelperspektive betrachtet, wird deutlich, dass das Engadin nichts von der beklemmenden Enge und Verschlossenheit vieler anderer Alpentäler hat. Das trifft einerseits auf die Topograf ie der Landschaft zu, andererseits auch auf das Leben im Tal. So ist es nicht ungewöhnlich, dass Peter Käch, dessen Dialekt eindeutig seine Herkunft aus dem Kanton Bern verrät, nicht nur Gleitschirmpilot und Betreiber des Campingplatzes Morteratsch ist, sondern auch Mitglied des Gemeindevorstands von Pontresina. Und im siebenköpfigen Gremium nicht der Einzige, den es aus anderen Ecken der Schweiz oder gar der Welt hierher verschlagen hat. Viele Wege führen ins Engadin und verbinden es über mehrere Alpenpässe in alle Himmelsrichtungen mit der Welt ausserhalb des Tals. «Was das Engadin so weltoffen macht, macht es auch schwieriger, hier zu fliegen», erklärt Käch. Denn über die Pässe und durch all die Täler und Seitentäler wehen verschiedene Winde, zum Beispiel der Berninawind, der vom gleichnamigen Pass her in Richtung Pontresina zieht. Der mit Abstand Bekannteste unter ihnen ist der Malojawind; ihm hat das Hochtal auf rund 1800 m ü. M. seinen Ruf als Windsurf- und Kite-Mekka zu verdanken.

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Auf ins Abenteuer

Peter Kächs Geschichte mit dem Engadin begann 1990 mit einem Inserat in der Berner Zeitung. Gesucht wurden stellvertretende Leiter für die Jugendherberge Pontresina. «Ich wusste nicht mal genau, wo Pontresina lag», erinnert sich der Berner, der damals als Lehrer arbeitete. Trotzdem liessen er und seine Frau Kathrin, die eine Ausbildung zur hauswirtschaftlichen Betriebsleiterin absolviert hatte, sich auf das Abenteuer ein. «Wenn nicht jetzt, wann dann?», sagten sie, «schliesslich waren wir jung und flexibel.» Die Leidenschaft fürs Gleitschirmfliegen hatte Käch nur wenige Jahre zuvor entdeckt, als die damals noch junge Sportart einen regelrechten Boom erlebte. So traf er auch in der neuen Heimat schnell auf Gleichgesinnte, mit denen er nicht nur die Freude am Fliegen teilen konnte, sondern deren Freundschaft auch die Integration im Bergdorf erleichterte. Nach einigen Jahren in Pontresina kehrte das Paar zwischenzeitlich wieder ins Flachland zurück, das Hochtal liess die beiden jedoch nie ganz los. Als 2012 nach neuen Betreibern für den Campingplatz Morteratsch gesucht wurde, kamen Kächs – nun als Familie mit zwei Kindern – zurück nach Pontresina.

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Zwei Flüge für die Seelenhygiene

Raum und Zeit sind hoch oben in der Luft nur noch schwer zu fassen; zwar signalisiert der Variometer – ein Gerät zum Messen der Vertikalgeschwindigkeit – mit kontinuierlichem Piepsen, dass der Schirm an Höhe gewinnt, und der Aufwind ist durch ein leichtes Rütteln spürbar. Trotzdem überrascht der Blick nach unten, der auf eine Landschaft wie aus einer Modelleisenbahn fällt. Winzig klein wirken die Gebäude auf Muottas Muragl und die rote Standseilbahn, die den verschneiten Berghang hochkriecht. Später werden wir auf dem Navigationsgerät ablesen können, dass wir pro Sekunde rund drei Meter aufgestiegen sind und bis 250 Meter über dem Startpunkt unsere Kreise zogen. Je kleiner die Landschaft unter den Füssen wird, desto weiter weg scheinen auch die Sorgen und Probleme des Alltags. «Zwei Flüge pro Woche und ich habe meine Seelenhygiene im Griff», sagt Käch. «In der Luft ist keine Zeit zum Grübeln. Man muss ständig aufmerksam sein, die Umgebung beobachten und auf die sich teils schnell ändernden Windverhältnisse reagieren können.» Was für den Laien stressig klingt, ist für den 57-Jährigen ein grosser Teil seiner Faszination am Fliegen. Das Wetter studieren, die Topografie der Landschaft miteinbeziehen und versuchen, das Beste aus einem Tag herauszuholen. Ein guter Tag bedeutet für ihn, von morgens bis abends ohne Unterbruch in der Luft zu Unübertreffbar: Die Aussicht auf die Engadiner Seenplatte. bleiben. Eine lange Zeit, in der auch beeindruckende Distanzen zurückgelegt werden können. «Um 1990 flog ich vom Oberengadin bis nach Scuol, das war damals eine Sensation», erinnert sich Käch. Dank grossen Fortschritten beim Material und dem eigenen Können fliegt er heute vom Corvatsch aus auch mal vor die Tore des rund 300 Kilometer entfernten Salzburgs. Für solche Abenteuer fehle im Alltag aber meistens die Zeit; der Reiz, in der Luft neue Strecken und Gebiete zu entdecken, lässt Peter Käch aber auch nach über 30 Jahren als Gleitschirmpilot immer und immer wieder abheben. Und er hat noch lange nicht genug: «Solange ich den Rucksack tragen und ein paar Schritte laufen kann, will ich fliegen.»

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