St. Moritz im Hochtal Engadin ist einer der bekanntesten und ältesten Wintersportorte der Welt. Mit der «Vision 2025» strebt die Destination jetzt nach einer weiteren Superlative:
St. Moritz will für die Beschneiung seiner Pisten ausschliesslich wiederverwendetes Wasser einsetzen – eine Weltpremiere.
Adrian Jordan, COO Engadin Mountains
Das Engadin ist seit gut 10 Jahren das Zuhause des gebürtigen Wallisers. Gemeinsam mit 260 Mitarbeitenden setzt Adrian Jordan die Ansprüche an ein modernes Skigebiet in die Tat um. Dabei will der Familienvater und studierte Wirtschaftsingenieur allen Aspekten der Nachhaltigkeit gerecht werden.
Im Bereich der Nachhaltigkeit noch besser zu werden, ist das Thema der Stunde. Um wirklich etwas zu bewirken, ist es gemäss Adrian Jordan wichtig, ökologische, wirtschaftliche und soziale Ausprägungen zu berücksichtigen. Das aktuell grösste Projekt ist ein zweiter Naturspeichersee – dieser soll immense Einsparungen bei der Beschneiung bewirken. Allerdings ist auch er bloss ein Mosaiksteinchen in der gesamten Vision der nachhaltigen Entwicklung des Skigebiets.
10 Millionen Schweizer Franken soll der zweite Speichersee kosten, noch viel grösser sei aber der Nutzen, wenn auch nicht in allen Belangen sofort. Adrian Jordan rechnet mit einer Betriebsdauer von zwölf bis dreizehn Jahren, bis sich das neue Wassermanagement auch finanziell lohnt.
Die Speicherung von Schmelzwasser hoch oben auf 2500 m ü. M. bringt diverse Vorteile. Da sich das Wasser bereits auf dem Berg befinden wird, muss keines mehr aus dem Tal hochgepumpt werden – diese Pumpsysteme werden zurückgebaut. Darüber hinaus ist das Wasser durch die Speicherung vor Ort direkt verfügbar. Bei guten Bedingungen kann in kürzerer Zeit beschneit werden. Das führt zu weniger Betriebsstunden für die Beschneiungsgeräte, was Strom, Wasser und Geld spart.
Wieviel beschneit werden soll, entscheiden komplexe Modelle. Diese richten sich nach der Geländestruktur, der Ausrichtung und der Neigung. In steilen Passagen wird durch das Aufkanten der Ski und Snowboards weit mehr Schnee abgetragen als in flacherem Gelände; daraus ergibt sich eine nötige Schneedecke von 70 respektive 40 cm.
Das Präparieren der Pisten bedarf Einsatzstunden von Fahrern und Geräten sowie Treibstoff. Die Piloten haben dabei einen immensen Einfluss darauf, wieviel wovon aufgewendet werden muss. Um so effizient wie möglich unterwegs zu sein, erhalten sie technische Unterstützung. Ihre Kabine ist ein absolutes Hightech-Cockpit.
Das System Snowsat funktioniert mittels Satellitendaten. Die Vermessung aus den Sommermonaten wird in Echtzeit mit der Position des Fahrzeugs abgeglichen. Durch die resultierende Differenz erhält der Fahrer eine Information über die Dicke der Schneedecke – auf 3 cm genau.
Besonders wichtig ist diese Information in kupiertem Gelände, denn nicht jede Welle muss bis obenhin mit Schnee gefüllt werden. Durch die exakte Angabe der Schneehöhe hat der Fahrer die nötige Orientierung, um weder zu tief zu graben noch unnötig viel Schnee zu verfrachten. Dies spart Betriebsstunden, Treibstoff und Schnee – und mit Letzterem auch Wasser. Trotz ausgefeilter Technik verbleibt die richtige Interpretation beim Fahrer. Mit feinsten Impulsen bewegt er das Räumschild an der Front über eine Art Joystick in zwölf Bewegungsrichtungen.
Wo liegt auf der Piste weniger Schnee und wo mehr? Die Fahrzeuge der Piloten liefern die Antworten darauf, die dann gesammelt erfasst werden. Solange die Beschneiungsgeräte platziert sind, können diese aus einer Zentrale oder auch via Smartphone direkt angesteuert werden. Es kann nicht bloss bestimmt werden, ob sie überhaupt Wasser zu Schnee machen sollen, sondern auch, in welche Richtung beschneit werden soll. So können der Faktor Wind, der eine grosse Rolle spielt, berücksichtigt und vermeidbare Präparationsstunden eingespart werden.
In allen Bereichen gäbe es Möglichkeiten sich zu verbessern. Das gälte im Privaten, aber besonders auch für Unternehmen. Das neue Wassermanagement mit dem zweiten Speichersee ist ein einzelnes Projekt, das in eine Vision eingebettet ist und auf technischem Fortschritt fusst. Weiter sind in St. Moritz viele Pistenfahrzeuge mit einem hybrid-ähnlichen Antrieb unterwegs, die ausserdem biologisch abbaubares Motorenöl verwenden. Darüber hinaus produzieren Solarsysteme der Piz Nair Bahn die Energie für jede sechste Bergfahrt selbst und auf dem Muottas Muragl entstand zudem das erste Plusenergie-Hotel der Alpen.
Diese Story wurde in Zusammenarbeit mit Schweiz Tourismus produziert und ist ersichtlich unter:https://www.myswitzerland.com/de-ch/pioniere-der-nachhaltigkeit/
Fotos: © Schweiz Tourismus/Lorenz Richard